Mit einem tragischen Ende fing alles an: Als Gerald Cotten auf seiner Hochzeitsreise mit nur 30 Jahren überraschend starb, nahm er angeblich ein Vermögen mit ins Grab. Denn als Betreiber der kanadischen Handelsplattform Quadriga Coin Exchange (QuadrigaCX und im Folgenden einfach Quadriga) für Kryptowährungen hantierte er mit Digitalgeld, das scheinbar mit ihm zusammen aus der Welt schied, weil allein er das Passwort für den digitalen Tresor kannte.
So zumindest sah es zunächst aus, als am 14. Januar 2019 ein Eintrag auf der Website von Quadriga erschien: "Schweren Herzens müssen wir den plötzlichen Tod von Gerald Cotten verkünden, Mitgründer und CEO von QuadrigaCX." Unter dem Eintrag steht der Name der Witwe, Jennifer Robertson.
Cotten, "ein visionärer Anführer", sei bereits am 9. Dezember 2018 gestorben, aufgrund von Komplikationen seiner Morbus-Crohn-Erkrankung, "während er durch Indien reiste, wo er ein Waisenhaus eröffnete, um ein Heim und eine sichere Zuflucht für Kinder in Not zu schaffen".
Es sollte rund eineinhalb Jahre dauern, bis amtlich war, dass der Waisenhausunterstützer Gerald "Gerry" Cotten ein Millionenbetrüger war.
QuadrigaCX, seine Handels- und Aufbewahrungsplattform für Digitalwährungen wie Bitcoin und Ether, die er gerade rechtzeitig zum ersten nennenswerten Bitcoin-Preisanstieg Ende 2013 gegründet hatte, war ein einziger großer Schwindel. Mehr als 76.000 Betrogene verloren dabei nach heutigem Stand insgesamt mindestens 169 Millionen kanadische Dollar, umgerechnet rund 110 Millionen Euro.
Es ist einer der spektakulärsten Betrugsfälle der noch jungen Kryptowährungsbranche. Und bis heute ist der Niedergang von QuadrigaCX nicht vollständig aufgearbeitet. Für manche ist nicht einmal der besagte Todesfall endgültig geklärt.
July 29, 2020 at 05:27AM
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Lehrstück über Bitcoin-Schwindel und leichtsinnige Anleger: Die Akte QuadrigaCX - DER SPIEGEL
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